Archiv

Dokumentation:
Die Opfer der beiden Weltkriege aus unserer Gemeinde

A Die Entstehung

1. Initiatoren: Die AG Ortsgeschichte Weselberg

Die Arbeitsgemeinschaft wurde im Sommer 2015 gegründet. Sie besteht aus einer kleinen Gruppe von Bürgerinnen und Bürgern, die das gemeinsame Interesse an der Geschichte unserer Heimat und unseres Ortes verbindet. Die AG tagte bis zu Frühjahr 2022 in unregelmäßigen Abständen im Gasthaus ‚Lenchen‘ und seit der Einrichtung des Dorfarchivs überwiegend in diesen Räumlichkeiten. Ziel der AG ist es, alle möglichen Dokumente und Fakten zur Geschichte und Kultur der Gemeinde bzw. ihrer Ortsteile zu sammeln, eventuell näher zu recherchieren, zu bewerten und zu archivieren, um sie so für Interessierte zugänglich zu machen und für nachfolgende Generationen zu bewahren. Einer der Arbeits-Schwerpunkte ist die Ordnung und Aufarbeitung der kommunalen Akten aus der Zeit vor der Übernahme der Gemeindeverwaltung durch die Verbandsgemeinde Wallhalben (1972). Diese Dokumente aus über 200 Jahren Ortsgeschichte lagerten bis Anfang des Jahres 2022
in 63 Umzugskisten in der alten Lehrerwohnung im Weselberger Schulhaus. Seitdem sind die Dokumente im Ortsarchiv untergebracht.

Daneben erstellte die AG die unten näher beschriebene umfangreiche Materialsammlung zu 140 hiesigen Opfern der beiden Weltkriege. Außerdem ist eine Sammlung von alten Bildern im Entstehen. Sie ist inzwischen auf annähernd 800 Fotos angewachsen. Im September 2023 wurde eine Auswahl davon der Öffentlichkeit präsentiert.

2. Unsere Motivation

Aus der Einladung zur Ausstellung 2022:
„ Über ihre Motive für die Erstellung einer Gedenksammlung hat die AG unter anderem folgendes
geschrieben:

„ Aus unseren drei Ortsteilen haben im Ersten und Zweiten Weltkrieg 140 Männer ihr Leben verloren.
Sie sind gefallen, vermisst, ihren Verwundungen erlegen, in Gefangenschaft gestorben oder
sie sind an den Spätfolgen ihrer Kriegsverletzungen verstorben. Und es gab auch mehrere zivile
Opfer.

Jährlich am Volkstrauertag wird der Opfer gedacht. Aber Jahr für Jahr verblasst die Erinnerung an
sie aus vielerlei Gründen mehr und mehr. Um diese Erinnerung dauerhaft zu bewahren, ist die
Arbeitsgemeinschaft zur Ortsgeschichte seit einigen Jahren dabei, eine umfangreiche Gedenksammlung
zu erstellen. …

Kriege bringen keine Helden hervor, sondern immer nur Opfer. Deshalb geht es der AG nicht so
sehr darum, den Kriegern zu gedenken, sondern den Menschen, die einst zu uns gehörten. Es
waren Söhne, Brüder, Ehemänner, Väter, Nachbarn, Schul- und Vereinskameraden, Freunde. Es
waren und sind 140 Einzelschicksale. Kaum eine Familie blieb von den Weltkriegen verschont. …“

3. Die Sammlung von Informationen
  • Begonnen mit der Sammlung wurde im Jahre 2017.
  • Grundlage waren zunächst die Namen und Daten der Gefallenen, Vermissten und Verstorbenen, wie sie auf den Denkmälern der drei Ortsteile aufgeführt sind.
  • Über das Mitteilungsblatt der Verbandsgemeinde wurden mehrere Aufrufe zur Mithilfe veröffentlicht.
  • Besonders große Resonanz fand eine Informationsbroschüre mit angehängtem Fragebogen, die von den Mitgliedern der AG an die Nachkommen der Opfer verteilt wurde.
  • Die mit den Hinterbliebenen geführten Gespräche und die von ihnen zur Verfügung gestellten Informationen und Fotos und vor allem die vielen Sterbebildchen boten eine gute Basis für die Dokumentation.
  • Weitere Recherchen (z.B. Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge) kamen hinzu.

Die Dokumentation

  • Die Dokumentation füllt inzwischen 2 Ordner. Für jedes Opfer wurde ein eigenes Gedenkblatt mit personenbezogenen Angaben angelegt und (soweit verfügbar) mit einem Foto und anderen persönlichen Dokumenten ergänzt.
  • Gleichzeitig wurde die gesamte Sammlung digitalisiert.
  • Die gesamte Dokumentation wird im Gemeindearchiv dauerhaft aufbewahrt und ist für Interessierte zugänglich.
  • Sie ist noch nicht abgeschlossen. So müssen noch Daten anhand der bei der Verbandsgemeinde Thaleischweiler- Wallhalben lagernden – und momentan für uns nicht zugänglichen – Standesamtsakten überprüft und ergänzt werden.
  • Ebenfalls noch nicht ausgewertet sind die Kirchenbücher.
  • Noch nicht dokumentiert ist auch das Schicksal einiger durch Kriegs- und Nachkriegswirren ums Leben gekommenen zivilen Opfer.

B Die Ausstellung

Nicht zuletzt um für die weitere Unterstützung der Sammlung zu werben, wurden die
Dokumente am Volkstrauertag 2022 im Rahmen einer Ausstellung in der Halle des Dorf –
gemeinschaftshauses in Harsberg gezeigt.

Die Gedenkblätter und persönlichen Dokumente wurden auf Tischen ausgelegt. Darüber
hinaus wurden folgende Informationen gegeben:

Über…..

  • die Ursachen und den Verlauf der beiden Weltkriege,
  • den Militarismus , d.h. das damals vorherrschende militärische Denken in allen staatlichen und zivilen Bereichen. In diesen Zusammenhang wurde auch die Gründung der drei örtlichen Kriegervereinen gestellt, deren Fahnen noch existieren und ebenfalls gezeigt wurden,
  • die Todesorte der Gefallenen und Verstorbenen – dargestellt auf zwei eigens angefertigten Karten,
  • die Todesjahre der Opfer. Eine chronologische Auflistung verdeutlicht eindringlich, dass die meisten Opfer zu einem Zeitpunkt sterben mussten als der Krieg aus deutscher Sicht nicht mehr zu gewinnen war,
  • das Alter der Toten. Eine tabellarische Übersicht zeigt, wie jeweils eine ganze Generation von jungen Männern in beiden Weltkriegen sinnlos geopfert wurde.

Neu bei der Ausstellung 2023 sind

2 Karten über die Eltern- bzw. Wohnhäuser der Opfer. Sie sind auf Flurkarten markiert
und heben optisch hervor, wie nahezu jede Familie direkt oder indirekt betroffen
war. Manche Familien hatten sogar zwei oder drei Opfer zu beklagen. einige
Familien auch sowohl im Ersten als auch im Zweiten Weltkrieg.

An der Vorbereitung der Ausstellung 2023 haben mitgewirkt:

Reinhold Adrian , Karina Frisch, Marianne Hauck, Franz Müller , Ruth Nolte, Alexander Keßler, Karl Keßler, Patrick Keßler, Werner Knöller, Helmut Klingel, Gerhard Schneider, Michael Schmitt, Moritz Schönbeck, Beate Schramm